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Fortbestehen kämpfen mussten, entstand Opatija in
den Vorstellungen seiner Besucher als Geschenk.
Obwohl die folgende weit verbreitete Geschichte nicht
wahr ist, da auch diese Gegenden ihre stürmische
Vergangenheit haben, erzählt man sich meist
Folgendes: Ein nobler Herr, namens I.S., schenkte
nämlich seiner geliebten Angelina (Angiolina) eine
Villa, der er den gleichen Namen gab. Es war dies die
erste Villa in Opatija, wie wir sie alle kennen. Viele
werden aufseufzen und sagen: ein herrliches Gefühl,
eine Villa zumGeschenk zu bekommen!
Aber das, was Opatija zu etwas Besonderem macht, ist
die Macht des Schenkens. Es ist zwar schön, beschenkt
zu werden, jedoch ist es weit angenehmer, schenken zu
können.
Indem es durch seine Gastfreundschaft das Geschenk
der Natur veredelte und in der Einsicht, der
tausendjährigen Vergangenheit mit ihrer Fülle an
Wehrmauern nicht konkurrieren zu können, übertrug
es auf jeden Besucher seine Unaufdringlichkeit.
Äußerst rasch wurde es zum Ziel und Zufluchtsort für
alle Erholung suchenden Gäste. Unter anderem auch
der Erholung von den vielen Erzählungen und
Legenden, die von uns täglich und auf jedem Schritt
verlangen, ihr Zeuge zu sein. Deshalb dürfen wir uns
nicht über J. Joyce wundern, der so beeindruckt von der
selbstverleugnenden Ruhe Opatija's war, dass er
gelobte, sich in Schweigen über diese Stadt zu hüllen.
Es möge aber niemand denken, dass wir keine
Liebhaber von Legenden und der Vergangenheit seien.
Es war nur die Absicht, zu begründen, warum wir
unsere Reise durch den Kvarner inOpatija beginnen.
Die Physiognomie des Kvarner wird von der tiefen,
regelmäßigen, ja beinahe gleichseitigen Bucht sowie
von einigen großen Inseln geprägt. Vor den Inseln wie
Cres, Rab oder Krk, von denen Cres und Krk
miteinander wetteifern, welche von ihnen den Titel der
"größten" (Adriainsel) tragen wird, geraten die
Nautiker oft in Zweifel: an ihnen, ohne anzuhalten,
vorbeizufahren und irgendein intimeres Ziel
anzusteuern, oder aber Tage mit der Erforschung ihrer
zahlreichen Buchten und Kaps zu verbringen.
Cres ist, außer dass sie eine große Fläche einnimmt
und mit der Insel Lošinj ein Ganzes bildet, eine
besonders lang gestreckte Insel. Mit einer Brücke
verbunden, stellen beide durch ihre geographische
Lage für die Nautiker sozusagen ein natürliches
Hindernis dar, das so rasch wie möglich zu umgehen
oder zwischen ihnen hindurch zu schiffen für Viele
oberstes Ziel ist. Ein Beweis dafür ist der Kanal von Osor
(Osorski kanal), der bereits zu den ruhmreichen
Zeiten der Römer intensiv genutzt wurde und der den
Schifffahrtsweg zwischen den Häfen der nördlichen
Adria und Dalmatiens bedeutend kürzte.
Aber so groß die Inseln Cres, Loš, Rab oder Krk auch
sein mögen, diejenigen, welche sie besser kennen
gelernt haben, werden nicht selten zu Verliebten ihrer
Vielfältigkeit und Schönheit.
Ohne Rücksicht darauf, ob wir auf den erwähnten
Inseln verweilen oder sie in Eile umgehen werden, um
an irgendein anderes Ziel zu gelangen, ist es wichtig,
uns mit den Wetterbedingungen vertraut zu machen,
denen wir uns in der Kvarner-Bucht häufig gegenüber
sehen.